Prof. Horst Völz
Basicode, ein Esperanto
für alle Rechner
Der Austausch von Daten und Programmen
zwischen Rechnern stößt oft auf Schwierigkeiten. Die Vielzahl
der Diskettenformate und bei den Kleinstrechnern auch der Kassettenaufzeichnungen
ist schwer zu bewältigen. Noch problematischer zeigte sich diese Situation
bei den Rundfunklehrgängen. Sie konnten bisher in der DDR eben nur
auf die Rechner der KC-Serie mit deren begrenzten Möglichkeiten zurückgreifen.
Eine völlig neuartige Perspektive bietet sich nun mit der Anwendung
von Basicode. Programme und Daten, die auf diese Weise vom Rundfunk übertragen
werden, können künftig von allen Rechnern gelesen werden. Die
vollständigen Möglichkeiten dieses Verfahrens sind daher z.Z.
überhaupt noch nicht einzuschätzen. Auch ein direkter Programm-
und Datenaustausch zwischen beliebigen Computern ist möglich. Die
Kommunikation zwischen den Besitzern verschiedener Rechnertypen wird so
unmittelbar möglich.
Basicode wurde von holländischen
Computerspezialisten um 1979 entwickelt. Dabei sollte erreicht werden,
daß unabhängig vom verwendeten Rechnertyp Programme ausgetauscht
und im Rundfunk übertragen werden können.
Heute existiert in den Niederlanden eine
gewinnfrei arbeitende Stiftung unter dem Vorsitz von Klaas Robers, der
auch entscheidender Initiator des Basicode ist. Von ihr hat der Rundfunk
der DDR die Rechte zur Anwendung erworben.
In der DDR wird die dritte Version Basicode-3
verwendet, Basicode-4 ist in Vorbereitung. Basicode hat viele Besonderheiten,
so z. B. die genormte Aufzeichnung von Daten und Programmen. Es wurde ein
besonders störsicheres Übertragungsverfahren entwickelt, mit
dem es u.a. möglich ist, die von Radio Hilversum auf Mittelwelle gesendeten
Daten und Programme in der DDR fehlerfrei zu empfangen. Dieses Format kann
auf Kassette aufgezeichnet und dann problemlos getauscht werden. Hierzu
ist es nur nötig, daß die Rechner ein entsprechendes
Interface erhalten, das bei fast allen
per Software realisiert werden kann, einige wenige benötigen nur extrem
kleine Hardwarezusätze. Das ist z. B. bei IBM-kompatiblen ein Netzwerk
aus fünf Widerständen, zwei Kondensatoren und
einem Potentiometer. Für die wichtigsten
Rechnertypen sind Software und, falls notwendig, auch die erprobte Zusatzhardware
vorhanden. Es bereitet aber keine Probleme, die entstehenden Zusatzschaltungen
aufzubauen.
Zum Systemkonzept gehört auch eine
Sprache. Sie ermöglicht es, prinzipiell auf jedem Rechner in gleicher
Weise Texte, Grafiken und Töne auszugeben. Wenn sie verwendet wird,
so geben z. B. alle Rechnertypen, je nach Auflösung ihres Bildschirmes,
automatisch richtig angepaßt das gleiche Bild wieder. So können
beliebige Bilder verbreitet werden.
Basicode bietet die Möglichkeit,
Daten und damit Files zu erzeugen, zu speichern und einzulesen. Der Sprachteil
von Basicode ist Basic-ähnlich. Er verwendet reichlich 50 Befehle,
die identisch mit Basic sind. Weitere 30 werden indirekt über für
jeden Rechner speziell zu entwickelnde Routinen realisiert. Sie betreffen
Befehle, die auf
verschiedenen Rechnern unterschiedlich
realisiert oder z. T. nicht vorhanden sind. So existiert nur bei wenigen
Rechnern die Möglichkeit LOCATE (Zeile, Spalte), die den Cursor an
eine bestimmte Bildschirmposition setzt. Mit Basicode existiert hierzu
die Routine 110, wobei vorher auf die Variablen HO und VE die horizontale
bzw. vertikale
Koordinate zu übergeben ist. Da nicht
alle Rechner die gleiche Anzahl Zeilen und Spalten besitzen, erfolgt durch
Basicode auch eine Überprüfung auf die Zulässigkeit der
Werte.
Natürlich hat Basicode auch Nachteile,
die jedoch vergleichsweise gering sind und folgende Punkte betreffen:
Für jeden Rechner ist ein zusätzliches
spezifisches Programm, der Bascoder, zu entwickeln, der aber für viele
Typen vorliegt. Für die KC-Rechner, den AC1 und dem Z1013 laufen z.Z.
die Entwicklungen in der DDR. In der Mehrzahl der Fälle ist der Bascoder
voll im Maschinenkode geschrieben. Dadurch laufen Basicode-Programme teilweise
schneller als Basicprogramme.
Das Programmieren in Basicode ist ungewohnt,
und es müssen mehrere Vorschriften streng eingehalten werden. So kann
der Rechner selbst auch mit dem Bascoder nicht feststellen, ob unerlaubte
Befehle verwendet werden, die zwar auf diesem Rechner, jedoch nicht auf
anderen laufen.
Ab September 1989 wird vom Rundfunk der
DDR der Basicode verwendet. Zunächst erfolgt ein kleiner Lehrgang.
Zu diesem Zeitpunkt kann ein begleitendes Material beim Rundfunk angefordert
werden. Ferner wird es möglich sein, Bascoder für einige Rechner
(wahrscheinlich auf einerSchallplatte) zu erhalten. Anfang 1990 wird der
VEB Verlag Technik voraussichtlich ein umfangreiches Lehrbuch für
Basicode anbieten. |