Dipl.-Ing. K. Schlenzig
Mit Computern kann man (fast) alles machen.
Man muß ihnen nur mitteilen, was sie tun sollen. Das geschieht heute
überwiegend über die Tastatur oder von einem bereits mit Computerdaten
bespielten Datenträger, wie Magnettonband oder Magnetfolie (Diskette).
Es setzt voraus, daß die Befehle und Informationen in eine den Computer
verständliche Sprache übersetzt wurden. Darum lernen wir beispielsweise
BASIC oder Assenblerprogrammierung. Die elektronische Datenverarbeitung
hat viele Wurzeln im englischen Sprachraum. Auch ist Englisch eine recht
prägnante Sprache für den Umgang mit Maschinen. Ihr merkt es
am BASIC-Wortschatz ebenso wie an der Beschriftung der Computertastatur.
Deutsch für Computer Unangenehm wird es, wenn man mit Computern
Deutsch reden will. Statt der Umlaute befinden sich auf den Tasten ganz
andere Zeichen. Dennoch ist es heute für gute Systeme selbstverständlich,
daß sie ä, ö und ü ebenso wie ß richtig zu Papier
bringen. Aus dem "American Standard Code for Information Interchance" (ASCII)
sind nämlich schon lange Codierungsvarianten für andere Länder
und Sprachen abgeleitet worden. Man muß seinem Druckgerät nur
vorher mitteilen, daß es z.B. unter dem Code 91 keine sich öffnende
eckige Klammer, sondern ein Ä zu verstehen hat. Das Druckgerät
ist dabei meist ein Matrixdrucker, der jedes Zeichen aus einer Kombination
von Punkten zusammensetzt. In eine elektronischeSchreibmaschine muß
einfach das deutsche Typenrad eingesetzt werden, und schon geht das in
Ordnung. Nur - auf den Bildschirm bleibt es vorerst bei der eckigen Klammer
für's Ä. Dem läßt sich aber ebenfalls abhelfen. Das
Wie ist computerspezifisch.
Hart oder weich? Nehmt einen KC 85/1 (Z 9001) als Beispiel.
Er hat seinen Zeichensatz fest in einem ROM gespeichert. Jeder Tastendruck
im Alphabet ruft das entsprechende Zeichen auf den Schirm. Da kann man
nichts dran ändern, auch nicht an den 40 Zeichen je Zeile. Sie sind
ein Tribut an die begrenzte Schärfe, wenn ein Fernsehempfänger
über Antennenbuchse als Sichtgerät benutzt wird. Betrachtet nun
einen KC 85/2 oder /3 (das sind die Typen mit der getrennten Tastatur):
Auch wieder nur 40 Zeichen, doch diese nicht von einem Schaltkreis, sondern
vom Programm erzeugt. Also Zeichensatz nicht in der Hardware, sondern von
Software bereitgestellt und damit wandelbar. Kein prinzipielles Hindernis
für den Nutzer also, sein Ä auch (und unter ASCII 91, wie es
sich für's spätere Drucken gehört) auf den Bildschirm zu
bringen. Dies ein erster Ausgangspunkt für gute Textverarbeitung in
Deutsch, einem großen Einsatzbereich auch kleiner Computer, mit der
richtigen Software gefüttert.
Teile und dopple Ein wenig am Rande der Berliner Bezirks-MMM
1986, auf der Empore in der Leistungsschau der Berliner Schuljugend, lagen
eine Mappe mit Fotos und Druckbeispielen sowie zwei Fachzeitschriften aus,
in denen ein 80-Zeichen-Textverarbeitungssystem für KC 85/2 und den
gerade erst übergeleiteten KC 85/3 vorgestellt wurde. Es waren Geräte-
wie Zeit- und Umstandsprobleme, die nur zweimal eine praktische Vorführung
zuließen - mit einem Geracord als Datenlieferanten und einen Junost
403 als Sichtgerät. Allerdings war dieses Gerät ein wenig "frisiert"
worden, ähnlich den Tips gemäß "Funkamateur" 12/85; es
hatte einen Bildverstärkereingang erhalten. Auf diesem Bildschirm
nun zeigte eine Computerzeile statt der gewohnten 40 Zeichen 80 Zeichen,
wenn man sie voll nutzte. Diese Zeichen waren jedoch nur halb so breit
wie die üblichen. Jedes Feld eines normalen Zeichens teilten sich
zwei schmalere, auf dem Schirm jedoch noch gut erkennbare Zeichen aus dem
Textverarbeitungsprogramm. Der dieses interessante System entwickelt hat,
ist einer von Euch, hatte auch bereits kleine Computertips im technikus
veröffentlicht. Mit der Maschinensprache als Schlüssel und angeregt
durch die Wirkung eines Textsystems für einen international bekannten
Kleincomputer, wo aus 32 Zeichen 64 gemacht werden, gelang ihm in monatelanger
Arbeit diese Leistung. Als Information stand ihm nur die Betriebssystembeschreibung
des KC 85/2 zur Verfügung. Was daraus entstand, spricht für sich:
Erstmals wirklich im direkten Dialog mit dem Bildschirm mögliche Textverarbeitung
auf diesen kleinen Computern, mit der Breite und Länge einer ganzen
Manuskriptseite auf einen Blick. Und mit vielen nützlichen Funktionen,
die wir heute aus Platzgründen nicht nennen können, bis hin zum
automatischen Wiederzusammenfügen von getrennten Worten beim Neuformatieren
von Text.
Programmierter Nutzen Wer alles wie auf Papier auf dem Bildschirm
sieht, der braucht nur noch manchmal einen Drucker - Kooperation ist möglich.
Vor allem aber papierloser Schriftverkehr per Kassette - etwa 60 Seiten
je Kassettenseite, beliebig oft les- und wieder löschbar. Was ihm
die unglückliche Konstellation der Leistungsschau versagte - der VEB
Robotron Software-Vertrieb hat den Nutzen von Stefans Leistung erkannt.
Dieser Text wurde auf WordPro erstellt;
die Druckvorlage stammt aus einem Matrixdrucker - auch der Titel! Für
ihn schrieb Stefan eine Grafikroutine für KC 85/2 und /3.
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